Wenn Du als Neuling unser Tattoo-Studio mit einem frisch gestochenen Tattoo-Motiv verlässt, fühlst Du Dich vermutlich ziemlich cool. Vielleicht bist Du nach der Sitzung auch etwas erschöpft. Doch nachdem unsere Arbeit für’s Erste getan ist, steht für Dich etwas Arbeit am Ich an. Frische Tätowierungen brauchen nämlich fachgerechte Pflege. Wir raten Dir, für einen Zeitraum von maximal sechs Wochen bestimmte Dinge zu unterlassen. Dafür solltest Du aber im eigenen Interesse ein paar andere Dinge tun, damit Du hinterher Deine Investition auch genießen kannst.
Es sind in Sachen Tattoo-Pflege ein paar grundsätzliche Dinge zu bedenken. Zum einen sind bestimmte Pflegemaßnahmen notwendig – und zwar: unmittelbar nach dem Stechen, in der Abheilungsphase und danach auf längere Sicht. Außerdem brauchst Du gegebenenfalls bei der Pflege Deines Tattoo-Motivs die Hilfe anderer – beispielsweise, wenn sich die Tätowierung auf dem Rücken oder an einer anderen für Dich unzugänglichen Stelle befindet. Da die Pflege der verletzten Haut wichtig ist, solltest Du Sorge dafür tragen, dass das Cremen und Feuchthalten der Wunde nicht zu kurz kommt.
Nachsorge klingt verdächtig medizinisch. Tatsächlich handelt es sich bei einer frisch gestochenen Tätowierung um eine oberflächliche Wunde. Diese ist vergleichbar mit einer Schürfwunde. Schürfwunden benötigen etwa zwei Wochen bis drei Monate, um vollständig abzuheilen. Wenn Du gute Heilhaut hast, sind etwa zwei oder drei Wochen Durchhaltevermögen gefragt. Bei großflächigen Tattoo-Motiven können es aber bis zu drei Monate werden.
Bevor Du nach getaner Arbeit unser Tattoo-Studio verlässt, versorgt einer unserer Mitarbeiter die frische Wunde. Sie wird mit einer desinfizierenden Salbe oder Vaseline abgedeckt und anschließend mit einem sterilen und atmungsaktiven Folienverband geschützt. Je nach Anweisung des Tätowierers verbleibt diese Schutzfolie drei bis acht Stunden auf der frischen Wunde. Bei einem zu frühen Abnehmen des Wundverbands ist die Schorfbildung stärker. Das beinhaltet dann auch eine Narbenbildung.
Die Zeitspanne, die ein Folienverband auf der Tätowierung verbleibt, hängt unter anderem von der Größe der Tätowierung oder der Stechtiefe ab. Bei Tattoo-Cover ups ist die Stechtiefe beispielweise höher. Bei den sogenannten „Blackout Tattoos“ ist die Wunde größer. Sie heilt oft auch schlechter, weil die Pigmentdichte deutlich höher ist. Es empfiehlt sich, beim Tätowieren und danach bequeme Kleidung zu tragen. Diese sollte nirgends scheuern.
Drei bis acht Stunden nach dem Verlassen unseres Tattoo-Studios kannst Du die Schutzfolie über dem frischen Tattoo-Motiv vorsichtig entfernen. Die Schorfbildung hat vermutlich schon eingesetzt. Durch die Vaseline oder die antibakterielle Creme ist die Verschorfung noch nicht allzu spürbar. Trotzdem kann zu schnelles Abziehen der Folie zum Ablösen des frischen Schorfs führen. Du kannst die Vaseline-Reste auf der Haut mit einer unparfümierten, pH-neutralen Seife vorsichtig abspülen – am besten mit lauwarmem Wasser. Anschließend tupfst Du die Wunde vorsichtig mit einem fusselfreien Baumwolltuch, einer antiseptischen Wundauflage oder einem Papiertaschentuch ab.
Danach tust Du zwei Stunden nichts. Dein Körper muss jetzt die Arbeit übernehmen und die Wunde schließen. In dieser Zeit sollte nichts Feuchtes an die Wunde kommen. Auch direktes Sonnenlicht ist zu vermeiden. Am besten bleibt das Tattoo-Motiv unbedeckt. Es trocknet an der Luft ab. Mit der Nachpflege beginnst Du erst, wenn die gereizte und verletzte Haut sich beruhigen konnte. Die geschädigten Hautschichten müssen erst einmal regenerieren und atmen können.
Nach Ablauf von zwei Stunden Trocknungszeit kannst Du vorsichtig einen dünnen Film fettarme Pflegecreme über die Tätowierung legen. Dieser dünne Film dient der Tattoopflege. Fettarme Pflegemittel sind wichtig, weil Fett den Schorf zu stark aufweicht. Ein hoher Fettgehalt hat aber auch Auswirkungen auf die eingestochenen Farbpigmente. Diese wirken bei falscher Pflege verwaschen. Sie lassen das Tattoo-Motiv am Ende kontrastärmer und konturloser wirken.
Die frische Tätowierung sollte nach der ersten Tattoopflege ständig mit einem dünnen Creme-Film bedeckt werden. So kann die Haut besser abheilen. Sie bildet in den nächsten Tagen einen dünnen Schorf. Vor jedem Eincremen solltest Du die Hände desinfizieren, um einem Bakterieneintrag vorzubeugen.
Den meisten Menschen ist nicht klar, dass ein großflächiges Tattoo-Motiv bis zu drei Monaten benötigen kann, um komplett abzuheilen. Kleinere Motive sollten nach etwa drei Wochen abgeheilt sein. Die von uns empfohlene Pflegecreme für die Nachpflege des Tattoos solltest Du in den nächsten Wochen immer dabei haben.
Ersatzweise könntest Du eine dünne Schicht „Antiseptische Hautcreme“ von Bepanthen oder „Panthenol Wund- und Heilsalbe“ auftragen. Um die Tattoo-Farben frisch und intensiv zu halten, ist tägliches Reinigen, Cremen und Feuchthalten der tätowierten Hautstellen sinnvoll. Der Vorteil der antiseptischen Hautcreme ist, dass sie zusätzlich gegen Bakterieneintrag schützt. Die gelartige Wund- und Heilsalbe hält die Haut etwas länger feucht. Dadurch spannt sie nicht, wenn sich Schorf bildet.
In der Zeit, wo die Wunde verschorft, solltest Du besser nicht baden. Auch im Freibad schwimmen zu gehen, ist tabu. Gechlortes Wasser ist schlecht für frisch gestochene Tätowierungen. Beim Baden aufgeweichter Schorf löst sich zudem zu früh ab. Kurz Duschen kannst Du aber. Die Tätowierung sollte dabei möglichst wenig Wasser abbekommen. Als Duschgel sollte ein pH-neutrales Reinigungsmittel wie „Seba-Med“ verwendet werden. Nach dem Duschen wird die Tätowierung vorsichtig mit einem weichen, fusselfreien Tuch abgetupft. Danach wird wieder die pflegende Hautcreme dünn aufgetragen.
Nachts empfiehlt es sich – vor allem bei größeren Tattoo-Motiven – die abheilende Wunde steril abzudecken und zu verbinden.
Auch wenn es so manchen frisch Tätowierten juckt, den Schorf irgendwann abzufriemeln, raten wir davon ab. Der Schorf löst sich nach etwa zwei Wochen von ganz alleine ab. Er tut das aber erst, wenn neue Haut unter dem Schorf entstanden ist. Wenn der Schorf abgefriemelt, abgescheuert oder versehentlich abgekratzt wird, können sich auch Farbpigmente mit entfernen. Diese sollten sich aber in die Haut einlagern können. Können sie das nicht, entdeckst Du anschließend blasse Stellen oder Stellen ohne Farbpigmente im Tattoo-Motiv.
Dass die neu gebildete Haut unter dem abfallenden Schorf blässlich, milchig und glänzend wirkt, ist normal. Es kann bis zu vier Wochen dauern, bis sich die Hautoberfläche regeneriert hat. Denk in dieser Zeit an das regelmäßige Auftragen der Pflegecreme. Dass die abheilende Wunde juckt, ist ebenfalls normal. Früher behauptete man, das Jucken kündige den Heilungsprozess an. Ob das nun wahr ist oder nicht – es gilt Folgendes: Jedes Kratzen solltest Du vermeiden, um den Heilungsprozess nicht zu stören.
Solltest Du während der Abheilungsphase Rötungen, Schwellungen oder Schmerzen rund um das Tattoo-Motiv bemerken, solltest Du sofort einen Arzt aufsuchen. Es ist möglich, dass sich die Wunde unter dem Schorf entzündet hat. Möglicherweise sind durch eine unsachgemäße Behandlung Keime eingedrungen. Es könnte sich aber auch um eine allergische Reaktion auf die Salbe oder die Tätowier-Farbe handeln. Feststellen kann das nur ein Arzt – am besten ein Hautarzt.
Zur Nachsorge nach dem Tätowieren gehört es auch, sechs Wochen lang auf alle Sauna- und Solarium-Besuche zu verzichten. Auch Sonnenbäder solltest Du vermeiden. Im Schatten geht es der Wunde viel besser. Die neue Haut unter dem Schorf ist noch viel zu dünn. Sie kann solche Belastungen noch nicht stemmen. Sie könnte außerdem einen UV-bedingten Hautschaden erleiden, oder eine Pigmentstörung entwickeln.
Außerdem solltest Du wissen, dass Tätowierfarben an der Sonne ausbleichen. Sie wirken dann weniger frisch und intensiv. Stattdessen wirkt die Tätowierung verwaschen und konturlos. Daher lautet unser Rat, am Strand oder beim Sport immer einen Sun-Blocker mit einem Lichtschutzfaktor von 50 aufzutragen. Solche Blocker kannst Du auch als Stick für unterwegs kaufen.
Ein gebräunter und tätowierter Body ist sicher attraktiv. Ein neues Tattoo-Motiv mit heftigem Sonnenbrand sieht aber weniger gut aus. Zudem vermehrt jeder Sonnenbrand an dieser Stelle Deine Risiken auf spätere Hautkrebserkrankungen. Statt eines Sun-Blockers kannst Du auch ein weites T-Shirt mit eingebautem UV-Schutz tragen. Es sollte jedoch die Tätowierung komplett abdecken, ohne zu scheuern.
In die Reihe der Verbote gehört in der Abheilungsphase auch sportliche Betätigung. Eng anliegende Sportbekleidung mit Synthetikfasern scheuert leicht. Zudem schwitzt Du beim Sport. Schweiß reizt die Haut und befeuchtet die abheilende Wunde. Indem Du eine Weile auf solche Vergnügungen verzichtest, sorgst Du vorbildlich für Dein neues Tattoo-Motiv.